Akif Pirinçci hat sich mit seiner Krimiserie um Francis,
den Katzendetektiv weltweiten Ruhm erschrieben und mit „Die Damalstür“ die literarische Vorlage für eine internationale
Filmproduktion geliefert. Als einer von wenigen deutschen Autoren erreicht er regelmäßig
ein internationales Millionenpublikum.
Hallo Akif danke, dass Du Dir die Zeit nimmst mir
hier ein paar Fragen zu beantworten. Ich weiß, dass Du zusammen mit
Kai Meier zu den sehr wenigen deutscher
Bestsellerautoren gehörst, die sich dazu entschlossen haben, einige ihrer Backlisttitel
auch selbst zu publizieren. Das allein ist ja schon einen Blogpost wert.
Akif ist, wie man hier sehr deutlich sieht, ein Typ ohne einen Funken Humor.
Was hat Dich dazu
veranlasst und hast Du dabei irgendeine Unterstützung von Amazon.de in Anspruch
genommen, existierte zum Beispiel irgendein besonderer Deal zwischen Dir und
dem Amazon.de – Team?
Die Sache mit dem Selfpublishing bei Amazon war mir
bereits vor zwei Jahren zu Ohren gekommen.
Allerdings gab es das damals nur in den USA. Und
selbst da wollte ich es dort über irgendwelche Internet-Tricks versuchen. Und
als dann letztes Jahr im Mai die Sache hier in Deutschland losging, gab es für
mich kein Halten mehr.
Ich war, glaube ich, der Zweite oder Dritte, der
sofort hochgeladen hat.
Der hauptsächliche Grund ist natürlich die Kohle
gewesen. Wer kann zu 70 % nein sagen? Bei einem Verlag bekomme ich 12 %.
Natürlich strecken sie dir dafür auch einen Vorschuss hin und machen für das
Buch Werbung und dergleichen.
Dennoch bleibt immer ein bitterer Nachgeschmack, weil
für das Eigentliche, für das, was du geschaffen hast, lediglich ein Zehntel des
Preises bei dir ankommt.
Mein Glück war auch, daß fast alle Verträge für meine
Werke keinen besonderen Hinweis auf eBook-Rechte enthielten. eBook muss nämlich
im Vertrag als ein eigenständiges Hauptrecht eingetragen sein und nicht unter
ferner liefen irgendwo verschwurbelt unter Nebenrechte abgebucht. Das ist
sittenwidrig.
Es gab keinen besonderen Deal mit Amazon, aber ich
wurde sogar von irgendeinem Chef von denen aus Seattle angerufen, damit ich
letztes Jahr auf der Frankfurter Buchmesse mit meinem Namen Werbung für die
mache. Als ich sagte, das kostet euch aber eine Kleinigkeit, bekam ich keine
Anrufe mehr.
Bist Du
zufrieden mit dem bisherigen Verlauf des Experiments „Selfpublishing“?
Sehr! Für mich ist das auch kein Experiment mehr,
sondern ein lohnendes Geschäft.
Ich gehe sogar so weit, zu sagen, daß ich in zwei,
drei Jahren, wenn das eBook-Lese-Volumen wie in Amerika in Relation zu Print
hälftig geworden ist, für überhaupt keinen Verlag mehr schreiben werde.
Das Ganze ist ja auch so ein Learning-by-Doing-Ding.
Ich bin immer noch auf der Suche nach spannenden Werbe-Möglichkeiten.
Hast Du von
Anfang an darauf gesetzt auch im U.S. Markt mit Deinen selbst publizierten
Titel präsent zu sein, oder ergab sich dies so peu a peu?
Die USA ist sogar mein Hauptziel gewesen. Hier in
Deutschland bin ich ja bekannt, und die Leute haben das alte Zeug schon
gelesen.
Aber mein Ehrgeiz ist es, daß ich es auch in den
Staaten schaffe. Ich lasse die Bücher jetzt nach und nach übersetzen.
Dabei werden die Texte nicht nur aktualisiert,
sondern sogar amerikanisiert. Bei der Übersetzung meiner DIE DAMALSTÜR, die ich
nun in den Staaten als THE BACK DOOR herausgebracht habe, würde niemand auf den
Gedanken kommen, daß es sich um ein deutsches Buch handelt. Namen,
Örtlichkeiten, Institutionen, Ausdrucksweisen, alles amerikanisiert.
Siehst Du auch
Gefahren im Selbstpublishing (übrigens ein furchtbares Wort, das sich
allerdings wohl leider durchsetzen wird)?
Die einzige Gefahr geht nicht von Selfpublishing aus,
sondern von der Natur des eBooks, nämlich von seinem Vorhandensein in einem
digitalen Meer.
Alle meine Bücher gibt es als Raubkopien im Netz. Bei
mir bekommst du allerdings für 3,50 € beste Qualität zu bestem Komfort,
vielleicht noch ein Nachwort und sofortige Verfügbarkeit.
Anderseits, wenn du nicht raubkopiert wirst, bist du
auch nicht berühmt und erfolgreich. Man klaut eben nur die erfolgreichsten
Sachen. Aber die meisten Leute sind eh ehrlich und wollen zahlen.
Du bist ja mit
Deinen selbst publizierten Titeln den umgekehrten Weg gegangen – vom Verlag
heraus, in die Indieszene. Die meisten Indie-Kollegen, ob erfolgreich oder
weniger erfolgreich, hoffen ja eher darauf dass sie mit ihren Werken von einem
der großen Verlage entdeckt und veröffentlicht werden. Würdest Du einem, jungen
Kollegen raten es zunächst einmal damit zu versuchen bei einem guten Verlag
unterzukommen, bevor er/ sie seine / ihre Titel als Indie veröffentlicht?
Indieszene? So etwas gibt es im digitalen Zeitalter
nicht mehr.
An die jungen Kollegen habe ich zunächst einmal eine
interessante Information: Verlage sind nicht irgendwelche heiligen
Institutionen, sondern in der Regel mittelständische Unternehmen. Sie könnten
eigentlich auch Schuhe verkaufen.
Ja, versucht es bei einem Verlag, denn wenn euer Zeug
denen gefällt, kriegt ihr auch einen hübschen Vorschuß.
Doch sobald der Ablehnungsbescheid ins Haus trudelt,
sofort hochladen das Ding!
Akifs Autorenseite bei Amazon.de, über die ihr alle seine Bücher finden könnt.
Toller Text, habe ich gerne gelesen;)
AntwortenLöschenlG
Barbara S.
Super! Teile seine Meinung voll und ganz.
AntwortenLöschenIch versuche es trotzdem mit einem Verlag für ebooks und einem für Band 1 der Duocarns als Printbuch, denn als "Indie" ist ein eigener Lektor unbezahlbar. Als bekannter Autor sind Lektorat und Übersetzung vielleicht keine Kostenfaktoren mehr, die ins Gewicht fallen.
Ich denke, die Möglichkeiten sind inzwischen enorm für einen Autor. Man kann die Printbücher über die Verlage ziehen oder selbst über Create Space publizieren. Man kann für die ebooks einen Distributor benutzen um auf die deutschen Ebook Plattformen zu kommen außerhalb Amazon. Es ist möglich den internationalen Markt über Smashwords etc selbst zu bedienen. Aber ich würde keine Empfehlungen aussprechen. Was sich für Belletristik rechnet kann bei einem Sachbuch schief gehen.