Leander Wattig
ist Blogger. Zudem unterstützt er Medienunternehmen und
Kreativschaffende als freier Berater, hält Vorträge, nimmt Lehraufträge wahr und
engagiert sich als Vorstandsmitglied der Theodor Fontane Gesellschaft.
Hallo Leander,
danke dass Du Dir die Zeit nimmst, hier ein paar Fragen zu beantworten. Du bist
ein profilierter Blogger, hast die sehr erfolgreiche Initiative „Ich mach was
mit Büchern“ ins Leben gerufen und bist als Strategieberater in der Buchbranche
gefragt.
Was ist das
Geheimnis eines erfolgreichen Blogs?
Natürlich gibt es
allgemein wichtige Punkte wie die Relevanz der Inhalte, eine hohe Posting-Frequenz
und die Interaktion mit den Lesern. Im Idealfall wird der Blog zu einer
Plattform für ein viele Menschen verbindendes Thema, sodass eine richtige
Gemeinschaft entsteht. Ich persönlich habe mich von Anfang an bemüht, auch
immer Inhalte mit klarem Nutzwert zu liefern – Stichwort Fakten, Fakten,
Fakten. Zudem habe ich gute Erfahrungen damit gemacht, Menschen in den
Mittelpunkt zu rücken, so wie ich es auch bei meiner
Buchbranchen-Vernetzungs-Initiative "Ich
mach was mit Büchern" tue.
Wie siehst Du das
Phänomen der Indie-Autoren, bzw. des Selfpublishing? Bringt das langfristig
eher Vorteile für den Buchmarkt? Es existieren ja Bedenken, dass der Erfolg von
Ebooks über kurz oder lang zur Bedrohung nicht nur für die großen Ketten wie
Thalia und Hugendubel, sondern auch für den Tante Emma Buchladen um die Ecke
werden könnte.
Ich störe mich
etwas an dem Begriff "Self-Publishing". Früher war es vielleicht etwas
Ungewöhnliches und tendenziell Minderwertiges, wenn jemand im Selbstverlag publizierte,
weil das Publizieren im Normalfall über Verlage lief. Heute aber sind wir doch
alle, auch in den Verlagen, Self-Publisher und schreiben in irgendeiner Form
ins Internet – und sei es über Statusmitteilungen bei Xing oder Facebook. Die
Übergänge hin zum klassischen Buch sind sehr fließend geworden. Der Begriff
"Self-Publishing" unterstützt daher aus meiner Sicht ein Stück weit
das Schubladen-Denken, welches wir ja oft beklagen. Um auf die Frage zurück zu
kommen: Ich persönlich finde das ganze Feld super, weil dank der neuen Technik
heute jeder die Chance hat, sich öffentlich auszudrücken und sich mit seiner
Botschaft Gehör zu verschaffen. Das ist so eine tolle Errungenschaft, dass ich
mich oft ärgere, wenn dies in den Alltagsdiskussionen rund um Geschäftsmodelle
und Qualitätsinhalte völlig untergeht. Es ist erstmal nämlich gar nicht
entscheidend, ob diese Entwicklung gut für den Buchmarkt ist oder nicht. Sie
ist gut für unsere Gesellschaft und das zählt. Aufgabe der Akteure des
Buchmarktes ist es nun, Wege zu finden, wie man mit den neuen technischen
Gegebenheiten bestmöglich umgehen kann.
Leander Wattig, Blogger, Berater und Internetmedienexperte
Wo liegen Deiner
Beobachtung zufolge, die typischen Fehler, die Indie Autoren bei ihren
Veröffentlichungen begehen?
Meinem Eindruck
nach könnten viele Autoren noch gezielter eine „Gefolgschaft“ bzw. eine
Fanbasis auf- und ausbauen. Das Internet bringt ja die große Chance des
direkten Leserkontaktes mit sich. Je direkter und nachhaltiger ich Beziehungen
zu meinen Lesern pflege, desto unabhängiger bin ich vom Zufallserfolg einer
einzelnen Buch-Veröffentlichung. Wie das gelingen kann, gehört zum neuen
Themen-Schwerpunkt meines Blogs leanderwattig.de.
Hast Du einen
heißen Marketingtipp für Indie-Autoren?
Viele Autoren
engagieren sich sehr stark bei Facebook & Co., vernachlässigen für meinen
Geschmack aber etwas ihre eigenen Websites. Das geht schon damit los, dass
viele Autoren Blogs bei Blogger betreiben und dort die Webadresse “XYZ.blogspot.com“
nutzen. Das bedeutet aber, dass jeder generierte Link auf eine Google-Domain
führt, was hochbedauerlich ist, da Links die harte Währung im Web sind. Zudem würde
ich mich fragen, wie man die Erfolgsfaktoren der Social-Media-Plattformen wie
Facebook auf die eigene Website übertragen kann, um die Leute möglichst dorthin
zu locken. Denn nur auf der eigenen Website bestimme ich als Autor die Regeln,
die Präsentation und kann alles auf den Buchverkauf hin optimieren. – Wichtig
ist natürlich nach wie vor auch das Thema Social Media Marketing und da
speziell der Erfahrungsaustausch unter den Autoren. Niemand hat eine Glaskugel
oder die Weisheit mit Löffeln gefressen, weshalb es am besten ist, sich
untereinander darüber auszutauschen, was funktioniert und was nicht. Speziell
dafür betreiben wir den
Virenschleuder-Preis und wir freuen uns sehr über Nominierungen von
Autoren.
Wo siehst Du den
deutschen Buchmarkt in zwei Jahren? Werden Indie-Autoren darin wirklich eine
ständig größer werdende Rolle spielen? Immerhin bietet Amazon mit seinem Create
Sprace Programm ja mittlerweile auch für Indie-Autoren die Möglichkeit ihre
Titel in Taschenbuchform an den Leser zu bringen?
Heute geht noch
das Meiste vom Print-Buch und der klassischen Verlags-Publikation aus.
Self-Publishing erscheint bisher als ein Sonderweg. Künftig wird aber das
Self-Publishing zunehmend der Standard sein und die Bücher, welche sich dort
hervorgetan haben, werden von Verlagen und anderen Dienstleistern zusätzlich
gepusht werden. Entscheidend wird die Autoren-Marke sein, um sich im Meer der
Veröffentlichungen sichtbar zu machen.
Welche Frage
wolltest Du schon immer einmal von einem Journalisten gestellt bekommen und
weshalb gerade diese?
Darüber habe ich
mir ehrlich gesagt noch nie Gedanken gemacht. Ich finde aber sehr gelungen, wie
es „Nardwuar the Human Serviette“ macht, der für mich der Großmeister
des Künstler-Interviews ist. Er fragt immer, ob es noch irgendwas gibt, was
die Welt da draußen wissen sollte. So gefragt würde ich darauf hinweisen, dass
wir am 30.07. bei unserem Publishing-Stammtisch Pub ’n’ Pub Frankfurt zusammen
mit Cora Stephan passenderweise diskutieren, was Autoren suchen/erwarten und
was Verlage leisten (können). Da wird es also um ganz viele Themen gehen, die ich
hier angerissen habe. Wir sind eine offene Runde
und alle Interessierten sind herzlich eingeladen. Infos dazu gibt
es hier.
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