Der Ebook-Markt wird täglich schneller, größer und lukrativer.
Sogar die Mahner, Trolle, Brüller und Unkenrufer haben alle Hände voll zu tun, mit der Entwicklung im Markt mithalten zu können.
Einige unter ihnen sind von der Geschwindigkeit der Entfaltung des Ebook-Marktes so sehr geschockt, dass sie offenbar kaum noch mitzuhalten vermögen, was durchaus etwas heißen will.
Sogar die Mahner, Trolle, Brüller und Unkenrufer haben alle Hände voll zu tun, mit der Entwicklung im Markt mithalten zu können.
Einige unter ihnen sind von der Geschwindigkeit der Entfaltung des Ebook-Marktes so sehr geschockt, dass sie offenbar kaum noch mitzuhalten vermögen, was durchaus etwas heißen will.
Ich rufe ausnahmsweise zur Entschleunigung auf.
Chimamanda Adichie – ein Name, den in Deutschland nicht gar so vielen Lesern ein Begriff sein wird, erst recht, falls die sich nicht zufällig für echte Literatur abseits des Mainstreams interessieren.
Miss Adichie verpasst zu haben, ist gleich in mehreren Beziehungen bedauerlich. Doch da es nie zu spät für gute Bücher ist – kann man / frau die Bekanntschaft mit Chimamanda ja immer noch nachholen.
Ich will hier auch gar nicht in weitere Lobeshymnen auf die Romane der Frau ausbrechen, sondern auf einen Vortrag hinweisen, den sie vor einiger Zeit hielt. Chimamanda nannte ihn „The danger of the single story“ – frei ins Deutsche übersetzt bedeutet dies „Die Gefahren einer einseitigen Geschichte“.
Chimamanda schildert darin wie sie, als nigerianisches Mädchen, mit den Geschichten und Traditionen der früheren Kolonialherren aufwuchs.
Mit Geschichten, Erzählungen und Romanen also, in denen Schnee eine große Rolle spielte und etwas namens Ginger-Beer und Osterhasen und Weihnachtsmänner und grüne Tannenwälder. Geschichten, die mit Chimamandes eigentlicher Lebensumwelt in Nigeria nicht das Geringste zu tun hatten.
Sie erzählt in ihrem Vortrag davon, welch steiniger Weg es für sie darstellte, sich aus dem Schatten solcher Geschichten von Ginger-Beer, verregneten grünen Hügeln und verschneiten Tannenwäldern zu lösen und ihre eigentliche Umwelt eines farbenfrohen ständig von Bürgerkriegen und Putschversuchen bedrängten afrikanischen Landes mit afrikanischen Traditionen und Problemen für sich als Sujet zu entdecken.
Mit Geschichten, Erzählungen und Romanen also, in denen Schnee eine große Rolle spielte und etwas namens Ginger-Beer und Osterhasen und Weihnachtsmänner und grüne Tannenwälder. Geschichten, die mit Chimamandes eigentlicher Lebensumwelt in Nigeria nicht das Geringste zu tun hatten.
Sie erzählt in ihrem Vortrag davon, welch steiniger Weg es für sie darstellte, sich aus dem Schatten solcher Geschichten von Ginger-Beer, verregneten grünen Hügeln und verschneiten Tannenwäldern zu lösen und ihre eigentliche Umwelt eines farbenfrohen ständig von Bürgerkriegen und Putschversuchen bedrängten afrikanischen Landes mit afrikanischen Traditionen und Problemen für sich als Sujet zu entdecken.
Chimamanda Adichie: The danger of a single story
Man darf sich fragen, was Miss Adichies Weg zur ihrer persönlichen Stimme in der Literatur mit dem deutschen Ebook-Markt zu tun hat.
Die Antwort besteht paradoxerweise in einer Frage. Nämlich der, ob man als Ebook-Autor im deutschen Markt Rockstar oder besser Ploppstar sein will.
Es sind ja im Zusammenhang mit der Ebook Revolution bis zum Überdruß irgendwelche Parallelen zu bestimmten Entwicklungen innerhalb der Musikindustrie gezogen worden. Ich habe dies bisher eher zu vermeiden versucht.
Doch hier will ich meine Regel brechen und folgende Frage aufwerfen: Was haben Rockstars wie U2, Madonna, Sting oder - wegen mir - auch die deutschen Ärzte (angeblich ja die schlechteste Band der Welt) richtig gemacht, dass sie ihr Publikum nicht nur für ein paar Wochen und Monate, sondern über mehrere Jahrzehnte zu fesseln vermochten?
Und gibt es irgendetwas das Autoren von Rockstars zu lernen haben?
Keiner, der sich je an größeren Texten versuchte, wird bestreiten wollen, dass es ein hartes Geschäft ist.
Trotzdem schaffen es einige, sich mit ihren Texten beim Publikum durchzusetzen, während andere – die womöglich genauso hart an ihren Arbeiten feilten - es nie zum Gewinn des berühmt-berüchtigten Blumentopfes bringen.
Man redet sich dann gerne auf die böse, einseitig auf Blockbuster fixierte Verlagsindustrie oder die vermeintlich verblödeten Leser hinaus, die angeblich nicht genug Geschmack und Weitsicht hätten, um wahre Größe zu erkennen.
Allerdings könnte es sein, dass Publikumsbeschimpfung nicht den richtigen Weg dazu darstellt, sich einen Namen im Buch-Geschäft zu machen.
Ich hab jedenfalls bisher noch nirgendwo gelesen, dass sich Bertholt Brecht, Patricia Highsmith, Graham Greene, Joseph Conrad, Terry Pratchett, Philip Pullman oder Mario Puzo an Publikumsbeschimpfungen geübt hätten.
Doch etwas haben all diese Brothers and Sisters in Arts mit den wirklich lange populären Rockstars gemeinsam: sie haben a) nie aufgegeben und b) noch wichtiger – nie das Risiko gescheut ab und zu auch kontroverse Werke in die Welt zu werfen.
Wie Chimamanda Adichie hatten sie verstanden, dass eine eigene unverwechselbare Stimme im großen Konzert der Meinungen und Geschichten zu entwickeln zwar Mut brauchte, aber auch den besten Weg zum langfristigen Erfolg darstellten.
Nichts zu sagen gegen eine coole Vampirstory im Stil von Charlaine Harris oder einen dreiunddreißigtausendsten Kopierversuch von „Harry Potter“ oder „Da Vinci Code“. In der Literatur ist grundsätzlich alles erlaubt, was ankommt und gekauft wird.
Dennoch frage ich mich, ob das wirklich ausreicht, wenn man auch in vier oder fünf Jahren noch seine Ebooks unter die Leute bringen will.
Ich fürchte, dazu sollte man eher zum Rockstar als zum Ploppstar tendieren. Oder – ein wenig Zeit damit verbringen nach seiner ganz persönlichen Stimme, seinem ganz persönlichen Sujet zu suchen, wie Miss Adichie dies tat.
Es gibt zwar genug One-Hit-Wonder, die man auch nach Jahren ganz gerne zufällig mal wieder hört.
Nur liegt wohl der wirkliche Witz an der alten Geschichte mit dem Blumentopf, den nicht jeder gewinnt, ja eigentlich darin, dass ihn nur derjenige wirklich sein eigenen nennen darf, der ihn mehr als einmal mit nach Hause nehmen durfte.
Ich frage mich daher, wo bleibt das Ebook mit dem vegetarischen ökofaschistischen Zombie und wo findet sich der neue Krimiheld, der es an Coolness, Amoral und Chuzpe locker selbst mit einem Tom Ripley aufzunehmen vermag? In wessen Kopf entsteht gerade jene großartige Liebesschnulze, bei der selbst mir der Schamschweiß auf der Stirn zu perlen beginnt? Und wo verbirgt sich die Erzählung gegen welche sich selbst Conrads „Heart of Darkness“ wie eine bloße Fingerübung ausnimmt?
Doch statt neuen, interessanten und ungewöhnlichen Stories und Romanen stoße ich in diversen Foren und auf den einschlägigen Blogs immer wieder nur auf dieselben Diskussionen darüber, wie viel ein Ebook nun wirklich zu kosten hat.
Oder weshalb es unter den Indie-Ebooks denn nun jemals irgendwelche literarische Perlen zu entdecken geben wird. Haben sich diese Themen vorübergehend einmal erschöpft, dauert es nie lange, bis die alte Frage danach wieder aufgewärmt wird, ob irgendein Verlag ein Buch noch unter Vertrag nehmen würde, nachdem es bereits als Ebook veröffentlicht worden ist.
Oder weshalb es unter den Indie-Ebooks denn nun jemals irgendwelche literarische Perlen zu entdecken geben wird. Haben sich diese Themen vorübergehend einmal erschöpft, dauert es nie lange, bis die alte Frage danach wieder aufgewärmt wird, ob irgendein Verlag ein Buch noch unter Vertrag nehmen würde, nachdem es bereits als Ebook veröffentlicht worden ist.
Aber spielt all das denn wirklich eine derartig große Rolle?
Denn der Markt erwartet Euch. Und noch nie zuvor war es so einfach gute Geschichten unter die Leute zu bringen. Weshalb tut ihr es dann nicht?
Geht ein Risiko ein. Stoßt die Leser auch mal vor den Kopf, statt immer nur irgendwelchen vermeintlich gerade angesagten Trends hinter her zu hecheln.
Kein Mensch kann einem Autor doch jetzt noch vorschreiben, welche Art von Geschichten er erzählt und in welcher Form er dies tut.
Da draußen warten die Leser auf neue Geschichten.
Also wozu kostbare Zeit damit zu verschwenden in diversen Blogs und Chats und Facebook-Gruppen darüber zu diskutieren, ob eine Schwemme von 99 Cent Ebooks in den Kindle-Charts nun den Markt für seriöse Autoren zerstört, oder ob irgendwer in den Publikumsverlagen Bücher noch unter Vertrag nehmen würde, nachdem sie schon mal bei Amazon.de, Thalia oder im iTunes Store ihre Leser fanden?
Hört man die guten alten One-Hit-Wonder zufällig mal wieder im Radio, so zaubern die einem ja vielleicht ein kleines sentimentales Lächeln ins Gesicht.
Bringen wirkliche Rockstars einen neuen Song heraus, mit dem sie die Erwartungen ihrer Fans bewusst gegen den Strich bürsten – dann zerreißen sich jede Menge Leute öffentlich das Maul darüber. Was – schon rein marketingmäßig - bestimmt nicht das Schlechteste sein muss, was einem Künstler zustoßen kann.
Bringen wirkliche Rockstars einen neuen Song heraus, mit dem sie die Erwartungen ihrer Fans bewusst gegen den Strich bürsten – dann zerreißen sich jede Menge Leute öffentlich das Maul darüber. Was – schon rein marketingmäßig - bestimmt nicht das Schlechteste sein muss, was einem Künstler zustoßen kann.
Also - nur Mut!
Fangt an!
Schreibt was.
Schreibt etwas NEUES.
Schreibt etwas, worüber es sich zu diskutieren lohnt.
Herr Gray dankt herzlich für die Aufmerksamkeit.
Bravo, bravo, bravo.... lasst uns die interessanten Geschichten erzählen und veröffentlichen... Wir veröffentlichen auch Werke, die gegen den Mainstream laufen... Danke, für diesen Beitrag David... es geht auch bei ebooks um Inhalte... Die Leser wollen tolle Geschichten lesen und wir sind die "storyteller", die das zu leisten haben. Ich kann diese Diskussionen undn Experten langsam auch nicht mehr hören... Leute, schreibt, schreibt, schreibt und lasst euren Ideen freien Lauf.
AntwortenLöschenGefällt mir, deine Sicht auf die Dinge, David.
AntwortenLöschenIst nicht das erste Mal, dass ich darüber nachdenke, was gewesen wäre, wenn es diese Fülle von Möglichkeiten bereits vor 20 Jahren gegeben hätte. Du hast recht, nie waren Chancen und Möglichkeiten so groß. Dein Beispiel von Chimamanda mag ich :-)