Das „Syndikat“, die Vereinigung der deutschsprachigen Krimiautoren, sagt „Ja zum Urheberrecht“. Und damit’s auch der Letzte von uns ja bemerkt, bekräftigt man es mit Facebook-Postings und einem runden roten Button, den sich jeder, der mag, an seine virtuelle Brust heften darf.
Ich bin Krimiautor.
Ich muss von meiner Schreibe leben und kann das auch.
Ich habe etwas für Urheberecht übrig. Jenes kleine © ermöglicht mir Brötchen auf den Tisch zu bringen und die Miete zu zahlen.
Ich sage trotzdem: Nein zum „Ja zum Urheberrecht“.
Das hat Gründe.
Doch bevor man über irgendetwas polemisiert, sollte man sich anschauen, worüber man genau herzieht. Also schauen wir doch mal, was das „Syndikat“ da zu den Motivationen seiner Aktion so anführt:
„Das SYNDIKAT, die Autorengruppe deutschsprachiger Kriminalliteratur, spricht sich nachdrücklich für den weltweiten Schutz geistigen Eigentums aus. Dies gilt insbesondere für das Medium Internet, in dem dieser Schutz immer häufiger missachtet wird. Das SYNDIKAT protestiert insbesondere gegen Bestrebungen von Politikern, wie etwa aus den Reihen der Piraten und dem Bündnis 90/Die Grünen, aber auch anderer Parteien, die das geltende Urheberrecht schwächen wollen. Die technischen Möglichkeiten des Internets erfordern keine Reformation des Urheberrechts, sondern eine faire Anpassung von Nutzungs- und Verwertungslizenzen.
Das SYNDIKAT wird sich für Aufklärung einsetzen, um bei Nutzern und Lesenden den Respekt, das Verständnis und die Achtung gegenüber den Leistungen der urhebenden SchriftstellerInnen zu stärken.“
Klingt doch gut, oder?
Da wird davon gesprochen die Rechte von Autoren zu stärken und von den Lesern, die zweifellos Verständnis dafür aufbringen, dass auch der Schriftsteller Geld auf’s Konto zu bekommen hat, weil nur dann der Mann/die Frau in der Lage ist neue Texte zu verfassen, die wiederum die Leser erfreuen und unterhalten.
Ich bin ganz und gar dafür die Rechte von Autoren zu stärken. Und ich bin gewöhnlich auch von jeder Aktion begeistert, die sich dafür stark macht meine Rechte als Autor zu untermauern.
Aber ich bin auch für klare Ansagen und eindeutige Aussagen. Erst recht in einem Manifest oder Aufruf, wie dem mit welchem sich das „Syndikat“ vermeintlich für das Urheberrecht stark macht.
Nur vermisse ich gerade hier klare Aus- und Ansagen. Alles, was ich aus der Veröffentlichung des „Syndikats“ herauslese ist eine Ansammlung von unbegründeten Behauptungen. Da wird nur dunkel munkelnd von irgendwelchen “Bestrebungen von Politikern, wie etwa aus den Reihen der Piraten und dem Bündnis 90/Die Grünen, aber auch anderer Parteien, die das geltende Urheberrecht schwächen wollen” parliert.
Doch wer hat da was und wann und wo gesagt oder geschrieben? Was sind jene offenbar dämonischen „Bestrebungen“ exakt? Wohin zielen sie und was wären deren Auswirkungen auf die Arbeit der Autoren?
Leider ist dazu keine klare Auskunft in dem Text zu finden. Doch darauf käme es an, will man mich als Autor davon überzeugen, mir in aller Öffentlichkeit jenen roten Button ans Facebook – Avatar zu heften oder irgendwo in meinem Blog sichtbar zu machen.
Das Urheberrecht ist ein notwendiges Konzept, das in Zeiten von ständiger Verfügbarkeit von Informationen, Texten und Daten einer ausgewogenen Anpassung bedarf, ist unbestritten. Und zwar einer Anpassung, die allen Seiten gerecht wird, nicht nur den großen Verwertern, wie den Verlagen oder Vertriebsplattformen à la Amazon, Apple oder Thalia, sondern auch mir, dem Autoren. Demjenigen, der all diesen Leuten das liefert, wovon sie ihre Umsätze bestreiten: die Inhalte nämlich (neuhochdeutsch auch ganz gern mal „Content“ genannt).
Ich vertreibe den überwiegenden Teil meiner Texte in Form von Ebooks und bin erfolgreich damit. Doch das „Syndikat“, jene Damen und Herren, die unter anderem auch mich zu ihrem „Ja zum Urheberrecht“ aufriefen, würden mich in ihre heiligen Hallen nicht einlassen, da ich mich bewusst dazu entschlossen habe, den Großteil meiner Krimis, Thriller und Shortstories selbst zu vermarkten, statt dies irgendeinem Verlag zu überlassen.
Also: Wo bitte schön, liebes „Syndikat“, bleiben meine Rechte bei Eurer Aktion?
Wo bitte schön, liebes „Syndikat“, setzt ihr Euch dafür ein, dass sich zum Beispiel die VG-Wort dreht und die Form der medialen Vermarktung, welche ich wählte, anerkennt?
Denn das tut sie nicht.
Bislang gilt dort:
Selbstpublizierte Ebooks?
Sorry - sind keine richtigen Bücher.
Geht uns nichts an.
Doch genau da – bei der VG-Wort, jener Institution, die in unserem Land dafür sorgt, dass meine Rechte als Autor gewahrt bleiben, indem sie mir anteilig Geld aus Zweit- und Drittverwertungen ausschüttet, sehe ich zu aller erst einen Bedarf Druck zu machen. Nicht nur in meinem Namen, sondern auch in dem der vielen anderen selbstpublizierenden Autoren und Autorinnen.
Oder habe ich Eure Aktion dazu womöglich in den unendlichen Weiten des Internets übersehen, liebes „Syndikat“?
Ist die womöglich gerade im Entstehen und wird man demnächst vielleicht mit einem blauen Button dafür werben, dass Ebooks auch von Autoren verfasst werden und daher genauso „schutzwürdig“ sind wie gedruckte Texte oder solche, die auf Blogs veröffentlicht wurden? Seltsamerweise werden diese von der VG-Wort ja durchaus als schutzwürdig anerkannt.
Teilt es mir mit, liebe Kollegen vom „Syndikat“. Es ist ganz leicht mich zu finden: Eure Sprecherin Frau Angela Eßer ist mit mir auf Facebook befreundet.
Ich bin gespannt auf Eure Reaktion.
Doch solange ich bei Euch nur als „Schmuddelkind“ gelte und mit irgendeinem lauwarm aufgebrühten Gebräu aus unbegründeten Behauptungen und Polemik zur Teilnahme an Eurer Aktion verlockt werden soll, ist mir mein guter Name weiterhin zu schade ihn öffentlich damit zu verbinden.
Falls ihr jedoch jemals eine Aktion zur Anerkennung von Ebooks bei der VG-Wort startet, werde ich mich beteiligen, versprochen. Dann hefte ich mir sehr gerne in aller Öffentlichkeit jenen neuen Button an meine virtuelle Stellvertreteridentität an.
Ich fürchte nur, statt irgendeiner Neuigkeit über die Entwicklung blauer Button, werde ich nach Veröffentlichung dieses Gastbeitrags eine ganze Mengte Facebookfreunde weniger haben, aber dafür einige schlechte Rezensionen unter meinen Ebooks bei Amazon.de mehr auftauchen.
Sei’s drum.
einerseits liest man allenthalben, die e-books seinen unaufhaltsam auf dem vormarsch, zunehmend würden auch 'bekannte' und 'anerkannte' (!) autor/inn/en solche veröffentlichen. auf der anderen seite treffen wir auf elitäre verhaltensmuster, wie ich sie bis zum erbrechen kennen gelernt habe. einerseits ist das alles sehr zwiespältig, man möchte als schreibender gerne, dass auch die kleinen buchhandlungen bestehen bleiben (schon alleine aus gründen der vielfältigkeit), andererseits geht der markt der e-books völlig an diesen vorbei. der ganze buchmarkt steckt in alten und festgefahrenen strukturen, an denen verzweifelt festgehalten wird. anstatt neuer ideen und konzepte wird über amazon und co. gejammert und geschimpft. mir passt diese entwicklung auch nicht, sehe jedoch i. m. kein licht am ende des tunnels (ausnahmen mögen die regel bestätigen). vom berg, anner griem
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