Freitag, 15. Juli 2011

Herr Gray sieht betroffen – zu viele Fragen (noch) offen


                                          neobooks.com Werbeslogan

Hat Herr Gray in seinem vorangegangenem Blogpost die unerlässliche Rolle von diversen Internetforen und Communities für den Ebook-Markt hervorgehoben, so scheint es nur fair ab und an in jene Szene einen Blick zu werfen, um zu sehen, ob dort alles tatsächlich in jenen Töpfen köchelt, in denen es dies eigentlich sollte.

Einer der neuesten Spieler in der Bücher- und Autorennische des Internet ist neobooks.com   Schon der Launch von neobooks.com, einer Webplattform des Droemer Knaur Verlages, erregte die verschiedenen Autorencommunities landauf landab. Neobooks ist, laut eigener Werbeaussage der Ort, an dem die Bestseller von morgen entdeckt werden, und zwar offensichtlich nicht nur von der lesenden Zielgruppe, sondern vor allem auch von Autoren selbst. Denn die sind bei neobooks.com dazu aufgerufen untereinander in einen Wettbewerb einzutreten und sich gegenseitig zu rezensieren und zu bewerten. 
Herr Gray hat aus Recherchezwecken selbst einen kurzen Abstecher zu neobooks.com unternommen, nachdem er von einigen Kollegen auf die Existenz der Webplattform aufmerksam gemacht worden war. 
Doch muss er hier bekennen: besser als in dem untenstehenden Gastbeitrag der Bloggerin „Scherbenspiegel“  hätte auch Herr Gray seine durchaus widersprüchlichen Erfahrungen mit neobooks.com nicht auf den Punkt bringen können.  Daher hier: O-Ton „Scherbenspiegel“ aus einem Blogpost vom 16.Mai diesen Jahres:

neobooks.com

Wie fange ich nu am besten an?

Neobooks.com ist eine Plattform für unbekannte Autoren, um ihre Manuskripte an den Mann/Verlag zu bringen. Neobooks.com ist eine Plattform für DroemerKnaur, um ihrem Lektorat den Großteil der lästigen Absagen abzunehmen und den Möchtegern-Autoren dabei zuzusehen, wie sie sich gegenseitig die Augen ausstechen. Oder so.
Als ich mich bei neo angemeldet habe, war mir schon klar, dass das alles nicht so ganz ernst zu nehmen ist. Wie auch? Es ist im Grunde genommen eine Art "Jeder gegen Jeden" - schreib eine schlechte Rezension bei jemand anderem und du musst um deine Sterne bangen. Andersherum schleimt man sich mit 5-Sterne-Rezis bei dir ein, damit du ja nichts schlechteres gibst. Am einfachsten scheint es zu sein, wenn man ganz viele reale und nicht ganz so reale Freunde mitbringt, die einen bis in den Himmel loben. Das hilft zumindest kurzfristig, in der Rangliste aufzusteigen.
Wenn man sich dieser Kindergarten-Taktiken bewusst ist, mag diese Seite ein netter Spielplatz sein. Für diejenigen jedoch, die sich wirklich Hoffnungen machen, ist das böse Erwachen mehr als nur ein Schlag mit dem Schäufelchen. Und das finde ich ... unfair?
Trifft es nicht ganz, aber geht schon in die richtige Richtung. Sicher kann man sagen, dass diese Leute es einfach nicht realistisch genug angegangen sind. Man kann sagen, dass es in der Wirtschaft nun einmal so zugeht. Aber für viele zerplatzt da ein Traum, nur weil sie dank fehlendem "Netzwerk" hoffnungslos untergehen. Da ist selbst die übliche Verlagsmasche "Wir lassen mal alle einsenden und schicken ne Standardablehnung zurück" fairer, weil jeder unbekannte Autor gleich behandelt wird. Neobooks ist im Grunde genommen eine "kleine" Version der "großen" Verlagsbranche - die bekannten Leute werden beachtet, die unbekannten fallen unter den Tisch. Und ich glaube nicht, dass das der Sinn dieser Plattform sein sollte.
Alle meine Erwartungen wurden absolut erfüllt. Das einzig Positive bei neobooks ist das ehrliche Feedback, das man ab und an von Usern bekommt. Nein, ich meine weder 5-Sterne-Supertoll-Rezensionen noch 1-Stern-Alles-Mist-Rezis. Zwischendurch gibt es Rezensionen, in denen mal wirklich wichtige Dinge angemerkt werden, seien es Logikfehler oder dass Situationen nicht so rüberkommen, wie der Autor es geplant hat.
Nein, neobooks soll keine Schreibwerkstatt sein, ich weiß. Aber für etwas anderes ist es meiner Meinung nach nur bedingt zu gebrauchen, leider.
DroemerKnaur ist an die komplette Community-Sache sehr naiv herangegangen. Ich habe inzwischen über zehn Jahre intensive Community-Erfahrung - und ich habe immer wieder die Hände überm Kopf zusammengeschlagen. Kein Button, um Mails gewisser Leute zu ignorieren. Keine Möglichkeit, Mails zu melden - außer man leitet eine Kopie weiter, die man nach Belieben verändern kann. Die Shoutbox wird als Chat missbraucht, statt dass man sich übergangsweise einen Chat bei einem freien Anbieter erstellt. Die Rezensionen der User sind in deren Profilen verlinkt - ihre Werke allerdings nicht. Die Suchfunktion verdient ihren Namen eher weniger, je nachdem, ob sie Lust hat, etwas zu suchen oder einem einfach alle User und Werke anbietet nach dem Motto "Such doch selber!". Genauso das Forum - alle naselang wird man rausgeschmissen und muss sich komplett aus neobooks aus- und wieder einloggen, um im Forum etwas schreiben zu können.
Bevor ich jetzt noch weiter meckere, höre ich wohl an dieser Stelle besser auf zu schreiben. Fazit: Die Idee war im Grunde genommen gar nicht einmal schlecht, aber die Umsetzung ist lausig. Schade. 



2 Kommentare:

  1. Leider ist die Bezugnahme auf den Artikel von "Scherbenspiegel" nicht mehr ganz zutreffend und aktuell schon gar nicht.

    Gestern wurde der 3 Wettbewerb bzgl. des Autoren-Rankings erfolgreich beendet. Weiterhin haben verschiedene Autoren bereits gute Feedbach und Verlagsverträge erhalten.

    Es ist also mit Nichten so, wie sie beschrieben haben, das gar nichts dabei rauskommt, wenn man sich bei neobooks anmeldet und auf seine Chance hofft.

    Als überzeugendes Beispiel aus dem Community-Forum:

    Zitat von Autor Kirk Spader, 14.07.11, 23.33 Uhr:
    "Es ist viel geschrieben worden darüber, ob neobooks funktioniert, ob wirklich dabei jemand eine reelle Chance hat "entdeckt" zu werden, oder ob das alles nur eine Methode ist, Manuskripte statt durch Lektoren durch die Community "abarbeiten" zu lassen.
    ich darf für mich sagen, das es geklappt hat. Auch wenn ich den Wettbewerb jetzt nicht in den Top 10 beende, habe ich eine Veröffentlichung in der Weihnachtsanthologie mit "Bis der Harz gefriert", durch den "Magisches Essen"-Wettbewerb bin ich zwar nicht als Fantasy-Autor entdeckt worden, aber für den Bereich Satire. Hierfür habe ich einen sehr umfassenden Verlagsvertrag von DK angeboten bekommen. (...)"
    Zitat Ende

    Nur weil es bei Ihnen als Pseudeo-Tester dieser Plattform nicht geklappt hat, heißt das noch lange nicht, dass das Konzept, auch wenn es noch verbesserungswürdig ist, nicht funktionieren würde.

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  2. Lieber Thomas, danke für Deinen Kommentar den ich sehr zu schätzen weiss, da er eine andere Sicht auf die Dinge belegt.
    Für alle die Thomas Schmidt nicht kennen, er ist unter dem Web-Namen „Schmidtiberg“ Neobooks Autor und so genannter Top Rezensent.
    Ich kann und will hier auch gar keine weiteren Worte über Thomas Kommentar verlieren. Sondern nur kurz anmerken, dass auch Herr Gray unter dem Namen David Gray, einige Wochen bei Neobooks eingeloggt war und dort seine Kurzgeschichte „Little Red Riding Hood“ einstellte. Im Roman – Wettbewerb wohlgemerkt.
    Wo sie von mehreren Rezensenten – auch so genannten Top Rezensenten - bewertet und einmal sogar empfohlen wurde, ohne dass irgendeiner von Neobooks Bewertern offenbar auch nur bemerkt hatte, dass es sich bei „ Little Red Riding Hood“ um eine Shortstory und eben nicht einen Roman, oder ein Romanentwurf handelte.
    Ich habe meine Story auch gelöscht, bevor sie irgendeine Chance gehabt hätte, zu mehr als dieser einen Empfehlung in dem Wettbewerb zu kommen.
    Ich hatte das Gefühl ich hätte genug gesehen und gelesen auf neobooks.

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