Hallo Wolfgang Hohlbein, vielen Dank, dass Sie sich die Zeit nehmen meine Fragen zu
beantworten. Sie erreichten mit Ihren Büchern regelmäßig Millionenauflagen.
Mancherorts behauptet man Sie seien der Auflagenstärkste zeitgenössische deutsche
Autor überhaupt.
Kollege Andreas Eschbach hält auf seiner Webseite den
Hinweis bereit, dass man als Autor besser nicht erwarten solle je in die
Verlegenheit zu kommen, vorm eigenen Haus die Paparazzis von den Bäumen schütteln
zu müssen. Dennoch, Herr Hohlbein, werden wenigstens Sie manchmal auf der
Straße erkannt und um ein Autogramm gebeten?
Auch wenn ich
gelegentlich einmal erkannt und um ein Autogramm gebeten werde: ein Autor ist
kein Rockstar. Zu unseren Lesungen kommen bestenfalls ein paar hundert Leute,
während zu den großen Festivals wie Wacken zehntausende von Fans pilgern. Das
kommt mir entgegen, denn dadurch fokussiert sich das öffentliche Interesse viel
mehr auf das, was ich zu Papier bringe. Ich finde es prima, manchmal an
Podiumsdiskussion teilnehmen zu können oder nach einer Lesung meinen Lesern in
einer Fragerunde Rede und Antwort zu stehen. Aber genauso, dass ich auch ganz
normal mit der Bahn fahren und in ein Restaurant gehen kann. Darauf würde ich
nur sehr ungern verzichten.
Wolfgang Hohlbein - Bestsellerautor |
Was halten Sie vom Phänomen der so genannten Indie-Autoren,
also den Kollegen, die ihre Titel selbst als E-Books auf den verschiedenen
Plattformen veröffentlichen? Verfolgen Sie diese Entwicklung überhaupt?
Ich würde sicherlich
daran teilnehmen, wenn ich selber noch eher im Anfang meiner Karriere wäre. Meine
ersten Geschichten habe ich in Fanzines veröffentlicht, das hat mich
weitergebracht. Das man jetzt darüber hinaus viel mehr Freiheiten hat, seine
Leser zu erreichen: Das ist eine Bereicherung.
Ein Verlagslabel auf dem Buchcover bürgt ja dafür,
dass da Lektorat, Korrektorat, Cover und was dergleichen noch mehr ist,
professionell gehandhabt wurden. Wird das allein ausreichen, um in der derzeit
immer schärfer werdenden Konkurrenz im E-Book Markt zwischen Indie-Autoren und
Verlagsautoren langfristig mithalten zu können?
Zu diesem
Themenkreis finden ganze Kongresse statt. Die gehen allerdings ziemlich an mir
vorbei: Ich sehe mich nicht in der Rolle als Trenddeuter, sondern als Geschichtenerzähler.
Insofern beobachte ich, dass sich der Markt immer weiter öffnet, und ständig
neue Publikations- und Vertriebsformen ausprobiert werden. Wer am Ende gewinnt oder verliert: Das lässt
sich im künstlerischen Bereich gottlob vorab nicht wirklich einschätzen.
Wie sehen Sie den E-Book Markt als Verlagsautor?
Bringt das E-Book langfristig Schaden, ist es womöglich ein Segen, doch eher
Fluch – oder womöglich schlicht irgendetwas dazwischen?
Mit dem Ausdruck
„Verlagsautor“ kann ich eigentlich nur wenig anfangen. Wie gesagt sehe ich mich
als Geschichtenerzähler. Ob meine Geschichten dann in gedruckter Form, als
Hörbuch, als Film oder als E-Book verbreitet werden, steht dabei für mich nicht
so im Vordergrund. Was ich allerdings wichtig finde ist, dass ein Austausch von
Geben und Nehmen besteht. Und das geht nur solange gut, solange Raubkopien
nicht überhand nehmen. Wenn das nicht mehr der Fall ist, wird man als
Familienvater eher einen Bürojob annehmen, statt Künstler zu werden.
Als Selbstpublizierer ist es mittlerweile kein großes
Problem mehr, viele der Dienstleistungen, die ein Verlag dem Autor anbietet,
auch selbst einzukaufen. Ich denke da an Lektorat, Cover und dergleichen mehr.
Der Aspekt, den die überwiegende Anzahl der Selbstpublizierer allerdings stets
als besonders positiv hervorhebt, ist ihre Freiheit über Vermarktungsform und
Gestaltung des eigenen Buches selbst bestimmen zu können. Gibt es Momente im
Leben des Verlagsautors Wolfgang Hohlbein, in denen er den Indie-Autoren jene
Freiheit womöglich ein wenig neidet?
Nein. Ich habe
mir die Freiheit genommen, in meinen Geschichten immer wieder Grenzen zu
sprengen. Das ist für mich Freiheit. Nicht die, selbst Vermarkter zu werden.
Stichwort: illegale Downloads. Haben Sie als der
erfolgreichste deutsche Gegenwartsautor schon Erfahrungen mit illegalen
Downloads Ihrer Bücher machen müssen?
Sicher. Aber
damit beschäftigen sich die Verlage, während ich – ich kann mich hier nur
wiederholen – mich lieber aufs Geschichtenerzählen konzentriere.
Stichwort Urheberrechtsdebatte. Hat Wolfgang Hohlbein
in dieser Angelegenheit eine Petition unterzeichnet? Und falls ja – welche und
weshalb? Oder halten Sie Ihren Namen von solchen Unternehmungen grundsätzlich
lieber fern?
Das Thema
Raubkopien und Urheberrechtsschutz verfolgt mich, seitdem ich im Jahr 2000 als
erster deutscher Autor erfolgreich eine E-Book-Geschichte an den Mann gebracht
habe. Ich finde es dennoch weitaus spannender, Romane zu schreiben, als
Petitionen zu unterzeichnen.
Unter vielen Autoren herrscht die Ansicht, dass es
gefährlich sein könnte seine Werke selbst als E-Books zu publizieren, da dies
womöglich von den Verlagen als anrüchig betrachtet würde und daher einen
Verlagsvertrag von vornherein ausschließt. Ist da Ihrer Meinung nach etwas
dran?
Wer nicht bereit
ist, Gefahren einzugehen, wird wohl kaum neue Türen aufstoßen. Ich habe mich
als Vater von drei Kindern als Autor selbstständig gemacht, als ich noch keine
wirklichen Erfolge vorzuweisen hatte. Die stellten sich dann sehr bald ein.
Andere waren weniger glücklicher und mussten schon bald wieder in ihren
ungeliebten Beruf zurückkehren. Aber sie haben es wenigstens versucht: Und
darauf kommt es im Leben doch an.
Viele Branchenprofis sehen mittelfristig die Zukunft
des stationären Buchhandels in einem düsteren Licht. Sie ebenfalls?
Der stationäre Buchhandel ist Mittler zwischen
Verlagen und Käufern. Je mehr diese Funktion auch von anderen – etwa vom
Online-Buchhandel und Web-Portalen – angeboten wird, umso schwieriger wird es
für den klassischen Buchhändler.
Was wirft Sie bei der Arbeit an einem neuen Roman
garantiert „aus der Bahn“?
Körperliche
Erschöpfung wie nach einer langen Autofahrt im Stau.
Wolfgang ist da wo alle neuen Autoren hin wollen: Sie wären gerne freie Geschichtenerzähler ohne zusätzlichen Brotjob, Zeitaufwand für Marketing/Social Media, Kosten für Lektoren und Übersetzungen usw.
AntwortenLöschenIch finde ihn sehr relaxt. Was würde ich darum geben ihm mal über die Schulter schauen zu dürfen :)
Wolfgang Hohlbein ist zurecht einer der erfolgreichsten Autoren in Deutschland denke ich.
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